Dein erster Kite

VERHALTENSHINWEISE UND TIPPS BEIM KAUF DEINER AUSRÜSTUNG

Du hast einen Kitekurs absolviert? Du hast Spaß am Kitesurfen gefunden? Du bist scharf auf Deine erste Kiteausrüstung? Dann mal los, hier sind ein paar Tipps von Fördekitern für neue Fördekiter und alle anderen Kitesurfeinsteiger ebenso.

Kein Kitesurfen ohne Kitekurs
Wir raten Dir, zuerst eine guten Kurs zu machen, in dem Du Kitesurfen soweit lernst, daß Du selbst einschätzen kannst, wohin die Reise auf Deinem Weg zum selbständigen Kitesurfen gehen wird und daß für Dich als Anfänger nicht jeder Kite geeignet ist. Also Information sammeln! Magazine lesen, Leute ansprechen, Internet recherchieren, am Strand sein und Kitesurfer/-innen und deren Ausrüstung beobachten und kennenlernen – das alles sind Gelegenheiten, sich mit dem umfangreichen Angebot an unterschiedlichem Material bekannt zu machen und mit Wind und Wetter vertraut zu werden. Information ist alles!
Kiteunterricht einzeln oder in einer Gruppe Gleichgesinnter ist motivierend und lehrreich. Du bekommst von der Schule das passende Material, unterschiedliche Modelle und Kitegrößen und entwickelst ein Gefühl für die persönliche Einschätzung, für von Dir bevorzugte Kitesysteme, lernst L.E.I.- und RAM-air-Kites kennen, testest Sitz- und Hüfttrapez, findest Deine individuelle Boardlänge und -breite. Vielleicht ist hier schon ein Kite dabei, der Dir besonders gefällt. Frag Leute außerhalb vom Kurs, was sie über Deinen bevorzugten Kite wissen. Schau im Internet und in den Shops nach, wie dessen preislicher Kurs eizuschätzen ist, ob es Probleme mit dem Kite gibt, welche Schwachstellen er hat, wie dessen (Wind-)einsatzbereich ist, usw.

Was Du brauchst
Generell besteht eine komplette Ausrüstung aus vielen Einzelteilen. Dazu gehören:

• Neoprenanzug (Sommer ca. 4/3mm, Winter ca. 5/4mm)*
• Neoprenschuhe
• Trapez (Sitz- oder Hüfttrapez)
• Safetyleash
• Kite-Bar mit Leinen, Adjuster, Loop, Quickrelease
• 2 Kites
• Pumpe für L.E.I.-Kites
• Kiteboard mit Finnen, Pads und Fußschlaufen

Als Anfänger und auch danach nützlich:

• Helm
• Auftriebsweste/Prallschutzweste

Und natürlich allerlei nicht ganz ernstgemeinte Extras:

• Action-Cams
• Wohnmobil
• Styler-Büx
• u.s.w.

 

*Neoprenstärke-Angaben beziehen sich auf die Reihenfolge Körper – Beine bei zwei Angaben und Körper – Beine – Arme bei drei Angaben. Beispiele: 4/3mm heisst 4mm Neopren am Bauch/Rückenbereich, 3mm an Armen und Beinen. 5/4/3mm heisst 5mm Körper, 4mm Beine, 3mm Arme. 5/4mm heisst 5mm am Körper, 4mm Arme/Beine oder 5mm am Körper und Beinen, 4mm an den Arme.


Warum zwei Kites?
Denk beim Kauf einer Ausrüstung gleich über zwei Kites in unterschiedlichen Größen nach. Du wirst somit selten in die Bedrängnis kommen, bei jedem Wind und Wetter den einen Kite zu starten, weil Du damit ja keine Auswahl hast. Bei zwei Größen kannst Du Dich im Zweifelsfall (zuviel Wind?) für den kleineren Kite entscheiden und dann immernoch auf größer umsteigen, sollte der Dir nicht genügen.
Hast Du nur einen Kite und Du siehst Kitesurfer auf dem Wasser, ist es schwer, den Zweifeln zu folgen und an Land zu bleiben. Wir erleben es immer wieder, daß offensichtlich als Anfänger erkennbare Kitesurfer einen Kite aufbauen, den wir als unangemessen (meistens zu groß) empfinden. Bei vorsorglichen Hinweisen auf die Bedenken heißt es dann regelmäßig, es gebe nur den einen Kite, man habe keine Wahl.

Woher nehmen?
Der Kitesurf-Markt ist groß und unüberschaubar. Das Internet bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zum Kauf an neuem und gebrauchtem Material. Wo soll ich mit der Suche anfangen? Was kann ich dem Gebrauchtmarkt glauben? Wie soll ich Infos und Abbildungen einschätzen? – Wir raten dazu, als Anfänger erstmal direkt Kontakt mit potenziellen Verkäufern aufzunehmen. Schau Dir regionale Verkaufsanzeigen an. Gehe an den Strand und fragt dort. Sind die Verkäufer bekannt und vertrauenswürdig? Ist das Angebot angemessen? Meldet Euch hier im Forum an, fragt die Leute, denen man wiederbegegnet nach Quellen, Tips, Vorschlägen. Und vielleicht sind dann ja sogar gute Angebote für Dich dabei.

Laß Dir Zeit – in der Ruhe liegt die Kraft
Bei der Suche nach Deiner Ausrüstung sollst Du Dich nicht überumpeln lassen. Laß Dir Zeit, erkundige Dich, schlaf eine Nacht über verlockende Angebote. Dein Bauchgefühl spricht mit Dir. In Deutschland sind die Preise für neue und gebrauchte Kites vergleichsweise günstig, das Angebot ist besonders groß, man kann in Ruhe auswählen. Nach jedem tollen Angebot kommt auch wieder ein neues tolles Angebot. Einige Kitsurfer schwören darauf, Kitesurfmaterial am Ende einer Saison zu kaufen. Ihr Argument: Dann sind Auslaufmodelle günstiger und dennoch ist das Material weiterhin top.

Überstürzt und unüberlegt kaufen kann dazu führen, daß Du von da an mit unpassendem oder fehlerhaftem Material unterwegs bist und keine Freude daran findest.

Neues ist nicht grundsätzlich besser als gutes Gebrauchtes
Anfänger werden (genauso wie manche Fortgeschrittene und vereinzelt Könner) die Unterschiede zu Vorgängermodellen nicht erkennen. Kauft Euch die Ausrüstung, wenn der Wunsch danach besteht und nicht nach Marktlage. Ein Kite macht Spaß, weil er Dir das Kitesurfen ermöglicht und nicht, weil er günstig war und auch nicht, nur weil es das allerneueste superduper Modell ist.
Laßt euch von Produktneuvorstellungen nicht verunsichern. Große Marken bringen im 1-Jahresrhythmus neue Kites ihrer diversen Modelllinien heraus. "Neu und noch besser!" heißt nicht im Umkehrschluß "eben noch neu und jetzt alt und schlecht". Der Zyklus der Produktneuvorstellungen beginnt Mitte des Jahres für das Folgejahr. Kitemodelle werden von den Herstellern Jahre im Voraus geplant und entwickelt. Die "Weiterentwicklungen" und "Verbesserungen" z.B. der Flugeigenschaften zwischen Vorgänger und neuem Modell sind bisweilen marginal. Oft sind es nur leichte Variationen, Materialänderungen, Schnittänderungen, die Farbe, etc., die ein neues Modell vom Vorgänger unterscheiden und dessen Marketing rechtfertigen sollen.

Der Druck der Firmen, neue Modelle auf den Markt zu bringen, führt vereinzelt zu Veränderungen zu unseren Ungunsten. Ein beliebter Kite verändert im Laufe seiner Entwicklungsgeschichte manchmal auffällig seine Eigenschaften, die dann nicht mehr Deinen Vorlieben entsprechen. Frag mal jemanden, der bereits ein paar Jahre kitesurft nach seinen Lieblingskites. Jeder wird Dir einen persönlichen Lieblingskite aus einem bestimmten Jahr nennen – und das ist nicht immer das aktuelle Modell! Nicht jeder neue Kite ist automatisch besser als sein Vorgänger.

Was soll ich gebraucht und was neu kaufen?
Grundsätzlich kann jeder Ausrüstungsgegenstand (siehe Liste) neu oder gebraucht gekauft werden. Das liegt ganz in Deinem Ermessen und ist vermutlich von Deinem Budget bestimmt. Neukauf bedeutet erstmal einfach nur neu.
Gebrauchtes Material zu kaufen von Kitesurfern, die Du eventuell am nächsten Tag am Spot wiedersiehst, hat den Vorteil, daß Du ggf. Fragen stellen kannst und eventuell individuelle Tips zu Deinem neuen (gebrauchten) Material erhälst. Außerdem hat gebrauchtes Material eine Umweltaspekt, den wir hier gerne hervorheben möchten.

Wie alt ist alt?
Kites und Boards unterliegen einer stetigen Entwicklung. Allerdings sind diese Entwicklungsschritte für Anfänger oft nicht erkennbar, weil sie entweder zu gering sind oder weil das Können und Wissen fehlt, Unterschiede als Vor- oder Nachteile zu erkennen. Grundsätzlich kann man sagen, alles fährt irgendwie. Also erkundigen, und individuell entscheiden. Oder grob nach Jahrgängen entscheiden. Material aus den vergangenen fünf Jahren kann uneingeschränkt empfohlen werden in Bezug auf dessen Entwicklungsstand und Leistungsfähigkeit. Nichtsdestoweniger sollten aber die unterschiedlichen Ausrichtungen (Wave, Freestyle, Bigair, unhooked, usw.) unabhängig vom Jahrgang bei der Auswahl in gewissem Umfang berücksichtigt werden.



Was ist mit Testberichten?
Kann man wirklich objektiv testen und berichten? Oder steht da doch immer ein Interessenbereich hinter den Tests? Wir wollen diese Diskussion hier nicht führen, weisen aber darauf hin, daß Tests selten unter den Bedingungen stattfinden, in denen Du eines Tages kitesurfst. Das Revier wird ein anderes sein, die Wind- und Wetterbedingungen unterscheiden sich, Du selbst bist viel zu individuell, als daß Du Dich mit einem Tester gleichsetzen kannst.
Also Tests lesen, um sich zu informieren, aber kritisch bleiben und selbst nach Quellen suchen, denen Du Dein Vertrauen schenkst. Und das sind oft die eigenen Beobachtungen vor Ort und die Begegnungen mit Menschen, die erzählen, zeigen, erklären, selber kitesurfen können und eventuell Dir sogar die Möglichkeit geben, ihr Material daraufhin selbst in die Hand nehmen zu dürfen und eine Weile auszuprobieren.
Wir erleben es hier oft, daß Verkaufswillige ihr Material probeweise weiterreichen an mögliche Käufer. Ein persönlicher Kontakt, ein Ausprobieren und das Fachsimpeln führen oft zu einem für beide Seiten zufriedenstellenden Weiterverkauf.

Der Shop Deines Vertrauens – oder einfach mit Garantie
Keine Lust auf Gebrauchtmarkt? Im Lotto gewonnen? Einfach etwas Geld übrig? Und Freude an der persönlichen Begegnung? Schau mal im Kitesurf-Shop oder in der Kiteschule vorbei.
 Nagelneue Produkte, persönliches Gespräch, eine große Auswahl, Sachen zum Anfassen – such Dir einen Händler Deines Vertrauens. Dieses Vertrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Und Du kaufst gern bei jemandem, dessen Beratungsprognose sich als richtig erwiesen hat. Ein Kunde, der gut und fair behandelt wird, kommt wieder. Und dann gibt es vielleicht auch den einen oder anderen Schnäppchenrabatt beim Händler, das macht Spaß.
Außerdem gibt es dort Garantie, die passenden Ersatzteile, Erweiterungen, das passende Zubehör. Und Kitesurfshop bedeutet erwiesenermaßen nicht zwangsläufig teurer als Internet. Support your local Dealer!

Was muss ich berappen?
Eine gebrauchte Kitesurfausrüstung könnte ungefähr soviel kosten:

• Neoprenanzug neu ab ca. 120 Euro
• Neoprenschuhe neu ab ca. 40 Euro
• Trapez (Sitz- oder Hüfttrapez) neu ab ca. 100 Euro
• Safetyleash neu ab ca. 30 Euro
• Kite-Bar mit Leinen, Adjuster, Loop, Quickrelease neu ab ca. 350 Euro, gebraucht ab ca. 200 Euro
• L.E.I-Kite neu ab ca. 450 Euro
• Pumpe ab ca. 30 Euro
• Kiteboard mit Finnen, Pads und Fußschlaufen gbraucht ab ca. 200 Euro, neu ab ca. 550 Euro

Und dabei bleibt es nicht. Zu zwei Kites gesellt sich gerne eines Tages ein dritter, der Sommerneoprenanzug wird ab Herbst zu kalt, das Anfängerboard wird so nach und nach zum Board für Leichtwind, daher wird ein kürzeres für mehr Wind und mehr Können gebraucht, usw. Nach oben sind den Preisen oft keine Grenzen gesetzt. Teuer ist nicht immer gleichzeitig auch besser, aber mit etwas finanziellem Spielraum erweitert sich auch die Auswahl.

Aber so ist das Spiel und es macht Spaß, also sei herzlich Willkommen und laß Dir von den Fördekitern bei Deiner Ausrüstungszusammenstellung helfen.

Vorschläge, Tips, Korrekturen zu diesem Beitrag sind erwünscht.

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